Fraol Lencho Holjira ein Asylbewerber aus Äthiopien der für den TSV Greding startet, gewann überlegen den Burgfestlauf in Hilpoltstein mit neuem Streckenrekord. Fraol benötigte für die 7,6 km nur 25:06 Minuten.

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Fraol kurz vor dem Ziel.

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Fraol mit den übrigen Siegern des Burgfestlaufes.

Im Donaukurier vom 04.08.2013 stand dazu:

Voller kurioser Geschichten steckte gestern die 13. Auflage des Burgfestlaufs. Seit diesem Sonntag weiß Sven Ehrhardt, wie sich Edmund Stoiber damals gefühlt haben muss. Der frühere bayerische Ministerpräsident erlangte ja traurige Berühmtheit bei der Bundestagswahl 2002, als er sich auf der Wahlparty von CDU und CSU völlig siegesgewiss auf die Bühne stellte und vor Selbstbewusstsein nur so strotzend einen verhängnis-vollen Satz in die jubelnde Menge rief: „Wir haben die Wahl gewonnen.“ So kann man sich täuschen: Bundeskanzler blieb Gerhard Schröder (SPD) mit hauchdünnem Vorsprung – und Stoiber blieb der Lackierte.

Bis zum Amt des Bundeskanzlerkandidaten ist es zwar noch ein weiter, weiter Weg für Sven Ehrhardt. Aber was krasse Fehleinschätzungen betrifft, ist der junge Landtagskandidat der SPD seit gestern quasi schon auf Augenhöhe mit Edmund Stoiber. Im Ziel des Hilpoltsteiner Burgfestlaufs angekommen, glaubte Sven Ehrhardt nämlich für einige Minuten, dass er dieses Rennen gewonnen und damit die Spitzenposition im Läufer-Cup zurückerobert hätte. Nicht ohne Stolz saß er auf dem Döderleinsplatz im Kreis mit seinen knapp geschlagenen Cup-Konkurrenten Tobias Häckl und Julian Weiß. Doch dann gefroren Ehrhardt plötzlich die Gesichtszüge, als er erfuhr, dass es da einen Läufer gab, der auf der 7,6 Kilometer langen Strecke noch schneller war als er. Viel, viel schneller.

Schon eineinhalb Minuten vor Sven Ehrhardt war der neue Champion des Hilpoltsteiner Burgfestlaufs ins Ziel gekommen: Der Äthiopier Fraol Lencho Holjira, der als Asylbewerber in Greding untergebracht ist, deklassierte nicht nur die versammelte Elite des Leichtathletik-Kreises Mittelfranken-Süd, sondern verbesserte am Ende auch noch den acht Jahre alten Streckenrekord des mehrfachen Läufer-Cup-Siegers An-dreas Straßner um elf Sekunden auf 25:06 Minuten.

Erst vor drei Wochen verschlug es Fraol Lencho Holjira aus dem Erstaufnahmelager für Asylbewerber in Zirndorf nach Greding. Dort kümmern sich unter anderem auch die TSV-Triathleten um den Äthiopier. Nach einigen gemeinsamen Trainingseinheiten „haben wir ihm Klamotten und Schuhe organisiert, damit er beim Burgfestlauf mitmachen konnte“, erzählte Thomas Frank vom TSV Greding. In seiner Heimat lief Fraol Lencho Holjira zwar nur hobbymäßig. Wettkämpfe bestritt der 20-Jährige nur in seiner Schulzeit. Doch für die mittelfränkischen Amateure beim Burgfestlauf reichte das Talent des Äthiopiers bei weitem.

„Das ist mir ja noch nie passiert, dass ich einen Läufer an der Spitze aus den Augen verliere“, sagte Sven Ehrhardt kopf-schüttelnd, ehe ihn die Mitläufer im vermeintlichen Spitzenpulk über den tatsächlichen Rennverlauf aufklärten. Gleich nach dem Burgberg, wo Matthias Seitz und seine Freundin Julia Ramsauer vom La Carrera TriTeam Rothsee ihre Prestige-titel souverän verteidigten, „hat er Gas gegeben“, erzählte Julian Weiß, der dann direkt hinter Ehrhardt, Häckl und den beiden Hilpoltsteiner Sieghoffnungen Michael Gründl und Marius Schuhmann zur Versorgungsstelle am Ende der ersten Runde gekommen war. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Äthiopier schon zum zweiten Mal über den Burgberg.

An den ersehnten ersten Heimsieg beim Burgfestlauf war da schon nicht mehr zu denken. „Da kommen ja jedes Jahr irgendwelche Raketen zu uns an den Start“, sagte Michael Gründl resigniert. Der Hofstettener aus dem Team der TSG Roth kam als bester Lokalmatador ins Ziel, doch trotz neuer persönlicher Bestzeit nur als Fünfter. „Der erste Heimsieg, das ist der Job vom Marius“, keuchte Gründl in die Runde. Doch Marius Schuhmann, der lange die Verfolgergruppe angeführt hatte und letztlich Achter wurde, verließen auf der zweiten Runde zusehends die Kräfte.

Und wie wäre es stattdessen mit einem Heimsieg bei den Frauen? Da feierte Stephanie Pummer vom La Carrera TriTeam Rothsee in Abwesenheit der verletzten Seriensiegerin Christine Ramsauer aus Allersberg tatsächlich ihren ersten Triumph beim Burgfestlauf. Doch den ersten Hilpoltsteiner Heimsieg vereitelte die Tatsache, dass Pummer seit ein paar Monaten im Heidecker Ortsteil Selingstadt wohnt.

Trotzdem bekam Pummers Erfolg eine besondere Note: Einerseits baute sie damit ihre erst beim Allersberger Kirchweihlauf eroberte Spitzenposition im Läufer-Cup aus. Andererseits siegte sie mit satten 80 Sekunden Vorsprung vor einer Weltmeisterin. Die zweitplatzierte Daniela Bach aus Nordrhein-Westfalen, die mit ihrer Familie derzeit Urlaub in Eckersmühlen macht, gewann im vergangenen Jahr die Goldmedaille bei der Senioren-Weltmeisterschaft im Marathon der Altersklasse W35. Umso besser konnte die Hilpoltsteinerin Andrea Dorr (TSG Roth) mit ihrem dritten Platz am Ende leben.


Von Jochen Münch